Sicher ohne Frieden?
14. Januar 2011

Die israelischen Siedlungen in der Westbank (hier: Beitar Ilit) gelten als ein Hindernis auf dem Weg zum Frieden in Nahost. Foto: Yoninah/Wikipedia. Einige Rechte vorbehalten.
Israel steht vor einem Dilemma: Legt man die Erfahrungen der letzten zehn Jahre zugrunde, könnte sowohl die Beibehaltung des Status quo als auch das Entstehen eines palästinensischen Staates zu einer Verschärfung der Sicherheitslage führen. Wie kann, wie soll Jerusalem diesem Problem begegnen? Und was bedeutet das für Deutschland, Europa und die Vereinigten Staaten?
Sicherheitspolitik, gewalttätiger Extremismus und die israelische Sicherheitspolitik sind Forschungsschwerpunkte von Thomas Rid. Vor seinem Aufenthalt am Kulturwissenschaftlichen Kolleg Konstanz arbeitete er als Gastwissenschaftler an der Hebrew University und dem Shalem Center in Jerusalem. „Die aktuelle Situation scheint paradox,“ erklärt er. „Die letzten Jahre, d.h. die Jahre nach den kurzen Gewaltausbrüchen im Norden und Süden Israels, gehören zu den ruhigsten seit der Staatsgründung.“ Saddam Hussein wurde als Bedrohung beseitigt. Syriens Atomprogramm ist ausgeschaltet. Kein konventioneller staatlicher Gegner kann Israel militärisch die Stirn bieten. Israels Wirtschaft ist stärker denn je. Der Hightech-Sektor boomt. Der Fund neuer Gasfelder im Mittelmeer hat alle Probleme der Energieversorgung langfristig gelöst.
Doch diese Stabilität ist zerbrechlich – nicht nur, weil Israel seine Siedlungsprojekte beharrlich weiterverfolgt. Thomas Rid zählt einige Sicherheitsrisiken auf: „Die Palästinenser sind tief gespalten, zwischen Gaza und dem Westjordanland sowie innerhalb dieser Gebiete selbst, vereint nur durch ihre Frustration. Die islamistische Hamas sitzt in Gaza fest im Sattel, bleibt hart und rüstet auf. Die radikale Hisbollah im Libanon wird mächtiger und hat heute mehr Feuerkraft durch Raketen als die meisten Staaten. Der Iran greift nach Nuklearwaffen und droht mit einem zweiten Holocaust.“